Auf die Frage wie er zur Musik gekommen sei, sagt Karl Ritter: „Es war umgekehrt. Die Musik ist zu mir gekommen und das geschah, als ich so 3 bis 4 Jahre alt war.“ Den österreichischen „Extremgitarristen“ Karl Ritter hat der notierte Klang nie gereizt. „Spielen, nicht Üben“ ist sein Credo. Schon als Kind berührte er erstmals Stahlsaiten. Unter dem Pseudonym Leopold Karasek spielte er in Kurt Ostbahns „Chefpartie“. Es folgten weitgespannte Ausflüge in grobe und in sanfte Landschaften, per Resonator-, Eund Westerngitarre. Zurzeit führt ihn seine Reise durch eine Welt phantastischer Sounds, die seine Gitarren – nahezu – von selbst erzeugen: Schwingungen, Vibrationen, Rückkoppelungen, bizarre Gebilde vom Feinsten. Der Film folgt Karl Ritters Spuren, im Alltag und bei seinen Auftritten im Laufe eines Jahres. Beginnend mit seinem Projekt „Weiße Wände“, das er mit Christian Reiner und Herbert Pirker ins Leben gerufen hat, bei seinem Auftritt bei der ARS-Electronica in Linz, bei der Aufführung seiner Komposition „Soundritual“, einer kosmischen Klangreise, in der Kirche von Stockerau, zu der er die wichtigsten Avantgarde-Musiker Österreichs geladen hat. Auch bei selten gewordenen Auftritten mit der Band „Kurt Ostbahn und die Kombo“ ist die Kamera dabei sowie bei einem Konzert mit Otto Lechner begleitend zur Ausstellung über ihre gemeinsame Afrikareise. Eine Probe mit Schauspielerin Anne Bennent für ihr Poesie-Konzert „Comment dire“, sein jährliches Geburtstagskonzert mit Mamadou Diabate im legendären Porgy und Bess sind weitere Stationen der filmischen Reise.
Einblicke in Karls Privatleben, seine Geschichte, seine Lebensweisheit
verschmelzen zu einem Musikfilm, in dem Zuhören und
Zusehen eine Wechselbeziehung eingehen, bestimmt von beeindruckenden
akustischen Passagen und bildgewaltigen Montagen,
die Karl und seine Heimat in allen Jahreszeiten beleuchten.
KARL RITTER. Richtig wohl fühlt sich der 1959 in Stockerau geborene und Afrika-affine Ausnahmegitarrist vor allem zwischen den Stühlen, zwischen den verschiedenen Spielformen, aus deren Elementen er mit der Akribie eines Wissenschaftlers sich seine ganz eigene Klangwelt formt und in welcher er technische Brillianz und Komplexität auf ganz wunderbare Art mit einer ungemeinen musikalischen Eleganz in Einklang zu bringen versteht. Allerdings war es nicht die Gitarre, auf welcher der Niederösterreicher seine ersten musikalischen Gehversuche unternommen hat. Begonnen hat er mit 6 Jahren an der Geige, die aber, so scheint es, nicht wirklich zur großen Liebe des damals noch jungen Musikers erwachsen ist. Die für ihn logische Konsequenz stellte sich in einem Wechsel an ein anderes Instrument dar, welchen er auch mit 12 Jahren schließlich tatsächlich vollzog. Mit der Gitarre in der Hand begann er sofort auch schon erste Stücke zu komponieren, merkte aber ebenfalls, dass ihm auch das Improvisieren großen Spaß bereitete.
Mit zunehmendem Alter kristallisierte sich immer mehr seine eigene, von allen Stilfragen befreite musikalische Vision heraus, welche er seitdem bis heute zu realisieren versucht. |